“Keine” Einsätze und trotzdem Arbeit

Wenn wir als BergretterInnen in den Einsatz gehen, dann tun wir das aus Überzeugung. Für unsere Arbeit erhalten wir häufig auch Lob und Bestätigung, das freut uns natürlich. Besonders dann, wenn spektakuläre Einsätze geschehen. Oft sind aber gerade auch “keine” Einsätze Arbeit für uns, das wollen wir an einigen Beispielen der vergangenen Tage zeigen:

Mittwoch 23.5.2018: zwei britische Kletterer haben sich im Schrofengelände oberhalb der Seegrube verstiegen. Die nahende Regenfront und die Tatsache dass sie nicht wissen wie sie aus ihrer verstiegenen Lage absteigen sollen führt zu einem Notruf. Nach Abklärung der Situation entscheiden wir uns dafür, den Hubschrauber des Innenministeriums zu schicken, der die beiden birgt. Für uns bedeutet das, dass die Ortsstelle in Bereitschaft versetzt wird für den Fall, dass die Taubergung nicht gelingt. Aus der Ortsstelle beobachten wir die Bergung.

Freitag 25.5.2018: In der Martinswand kommt es in der Nähe des Ostrisses zu einem schweren Sturz, wobei drei Sicherungspunkte versagen und eine schwere Verletzung vorliegt. Primär wird der Notarzthubschrauber alarmiert, der eine Taubergung mit dem 120 Meter-Seil durchführt. Wir versetzen die Ortsstelle in Bereitschaft für den Fall dass die Taubergung nicht gelingt und warten in der Ortsstelle ab, bis die Taubergung erledigt ist. Ansonsten wären wir binnen Minuten einsatzbereit gewesen. In solchen Momenten sind wir froh, dass wir erst vor zehn Tagen die Zustiegswege in der Martinswand in einer Übung begangen sind, auch wenn wir in diesem Fall nicht gebraucht wurden. Hier ein Foto von der Übung in der Dämmerung:

Samstag 26.5.2018: Kurz nach 9 Uhr früh wird der Verdacht auf einen Paragleitunfall in der Nähe der Bodensteinalm gemeldet. Der Notarzthubschrauber klärt ab, wir telefonieren mit den Meldern und halten uns für einen möglichen Einsatz bereit. Bald kann Entwarnung gegeben werden, ein Einsatz ist nicht nötig.

Samstag 26.5.2018, mittags: Ein Fahrradsturz im oberen Teil des Bike Trails Muttereralm wird gemeldet, die Verletzung soll nicht schwer sein. Ein Einsatzleiter klärt die Situation ab, die Ortsstelle wird in Bereitschaft versetzt. Mitarbeiter der Muttereralmbahn können den Verletzten bergen, ein Einsatz der Bergrettung ist nicht nötig.

Wir BergretterInnen sind um jeden Fall froh, wo es uns nicht braucht. Der beste Einsatz ist immer noch derjenige, der nicht stattfindet. Ich denke, es darf aber durchaus auch öffentlich bekannt sein, dass auch KEIN Einsatz für uns Arbeit bedeutet. In diesem Fall vier Mal kein Einsatz aber trotzdem Arbeit. (gebi)