Waldbrand am Hechenberg 11. bis 14. Mai 2017

Wenn’s brennt, dann brennt’s gscheit!

Dass die Innsbrucker Bergrettung ein breitgefächertes Einsatzspektrum hat, bewies sich letztes Wochenende ein weiteres Mal, als am Hechenberg ein Feuer ausbrach und die Einsatzmannschaft zur Brandbeistellung ausrückte. Obwohl wir schon Erfahrungen mit dem Element Feuer sammeln durften, unter anderem bei einem Waldbrand im Bereich Martinswand vor einem Jahr, stellte uns dieser Einsatz vor neue Herausforderungen.

Unter dem Hechenbergl im Bereich der Abzweigung zum Schleifwandsteig entflammte der Brand letzten Donnerstag aufgrund von einer weggeworfenen Zigarette. Trotz relativ feuchtem Untergrund und unstabilem Wetter, breiteten sich die Flammen aus und zwangen die Einsatzkräfte zu mehreren Tagen Löscharbeit. Insgesamt waren bis zu 90 Frauen und Männer der Feuerwehren Hötting, Innsbruck, Mühlau und Wilten, der MÜG, des Bundesheres und der Bergrettung Innsbruck am Einsatzort. Unterstützt wurden die Bodentruppen von 6 verschiedenen Hubschraubern die bis zu 3500 Liter Wasser abwerfen konnten und die Einsatzkräfte sowie Material transportierten.

Tag 1 – Wir befinden uns in der Einsatzzentrale, welche in der Standschützen-Kaserne eingerichtet wurde, als wir um 16:00 Uhr entschieden, zu Fuß zur Brandstelle aufzusteigen. Zusammen mit der FF Hötting marschierten wir, 6 Bergretter, dem Waldbrand entgegen, um uns einen Überblick zu verschaffen. Mit jedem Schritt näherten wir uns dem trüben Rauch und den Flammen, die sich über Gras, Äste und Bäume verbreiteten. Die stille des Waldes und das leise knistern des Holzes wurde alle 30 Sekunden von einem Wasserschwall übertönt der aus einigen Metern Höhe, aus den Löschbehältern der Hubschrauber in die Tiefe schnallte.
Da Hubschrauber alleine keinen Waldbrand löschen können, waren wir auf der Suche nach ebenen Plätzen für Wasserbehälter, um auch direkt vor Ort gezielt löschen zu können. Gar nicht so einfach denkt sich der Bergretter, inmitten eines dichten Waldes, umgeben von steilen, grasigen Abhängen und Felsen einen geraden Platz zu finden, doch dann kommt die Feuerwehr, bewaffnet mit Motorsägen, Äxten und Schaufeln und wenige Minuten später kommt ein Hubschrauber und setzt einen mobilen Wassertank, Schläuche und andere Geräte ab. Nachdem wir den Tank mit Stahlseilen gesichert hatten, unterstützen wir die Feuerwehr noch bei Löscharbeiten im oberen Bereich des Brandes, mit der Einrichtung von Fixseilen und Sicherungsarbeiten.
Um 21:00 kommandierte uns die Einsatzzentrale ins Tal, um Unfälle in der Nacht zu vermeiden. Hoffentlich beginnt es zu regnen und hoffentlich lässt der Wind nach, dachten wir uns beim verlassen der Brandstelle und stiegen zurück ins Tal ab.

Tag 2 – Hinein in die nach Rauch stinkende Einsatzkleidung und weiter geht’s. Der heutige Tag wird ein langer werden, der Regen blieb aus und die Rauchwolken sind größer als je zuvor. Schon früh am Morgen versammeln sich Einsatzkräfte aller Organisationen in der Kaserne, während Hubschrauber bereits Wasser abwerfen, um den Brand schnellst möglich unter Kontrolle zu bringen. Der erste Schwall an Feuerwehrmännern und Bergrettern stieg zu Fuß zum Brand auf und stellte fest, was der Rauch eigentlich schon gezeigt hat: Das Feuer hat sich während der Nacht, aufgrund von starkem Föhn und ausbleibendem Niederschlag, auf 5.000 Quadratmeter ausgebreitet. Wo man am Vortag noch weit nach oben blicken musste um den Rauch und die Flammen zu sehen, befand man sich an diesem Tag auf verbrannter Erde.
Der ganze Bereich musste nun von Glutnestern befreit werden, während man in den Randbereichen noch mit Flammen zu kämpfen hatte. Zum Teil war das Gelände sehr steil worauf wir Bergretter zum Einsatz kamen und die Feuerwehrmänner mit Stahlseilen und unserem Aramid-Feuerset sicherten. In weniger steilen Bereichen verlegten wir Fixseile und teilweise unterstützten wir die Feuerwehr beim löschen und aufreißen des Waldbodens. Eine große Gefahr stellte auch der Steinschlag dar. Die Wassermengen die vom Hubschrauber herabkamen, sowie die Schläuche, die ständig in Bewegung waren, ließen immer wieder große Steine die geradlinige Brandstelle hinunterdonnern. Zum Glück blieb jeder unverletzt und die Löscharbeiten konnten fortgesetzt werden.
Gegen Nachmittag war ein Ende in Sicht und der Hagelregen, der die Einsatzkräfte am Berg einmal komplett durchnässte, brachte etwas Hoffnung. Eine weitere Front war schon im Anmarsch und nach letzten Sicherungsarbeiten und Löschversuchen hieß es „Rückzug“. Um 19:15 startete der Helikopter um die Einsatzkräfte im oberen Bereich sicher ins Tal zu transportieren, während die restliche Mannschaft im unteren Bereich des Brandes den Abmarsch antrat.

Tag 3 – Hinein in die verrußte und nach Rauch stinkende Einsatzkleidung und weiter geht’s. Der Treffpunkt bei der Kaserne war für alle Organisationen auf  07:00 Uhr festgelegt. Da bedingt durch den Nordkettenwurm, das Wetterphänomen oberhalb von Innsbruck in Form einer hartnäckigen Wolkenbank, keine Hubschrauber fliegen konnten und somit kein Shuttleservice mit Hubschrauben möglich war, mussten die Einsatzkräfte zu Fuß aufsteigen. Um kein Risiko einzugehen, erkundete ein 3-Mann großer Voraustrupp der Bergrettung die aktuellen Verhältnisse und Bedingungen am Aufstieg zur Brandstelle. Mit den Anweisungen, dem Zustieg aufgrund von rutschigen Wurzeln und Wegabschnitten besondere Aufmerksamkeit zu schenken, machten sich die restlichen Feuerwehrmänner und Bergretter auf, um dem Brand ein Ende zu setzten.
Um aus den Fehlern von den Vortagen zu lernen rüsteten wir die Einsatzkräfte zusätzlich mit Trillerpfeifen aus, um bei Steinschlag eine effiziente Warnmöglichkeit einsetzten zu können. Die Arbeit, welche schon 3 Tage andauerte, wurde mittlerweile zur Routine. Die Feuerwehrleute gaben ihr bestes, um die letzten Glutnester aus dem Walboden zu entfernen, während wir Bergretter versuchten, die Feuerwehr so gut wie möglich zu unterstützen, zu sichern und im Falle eines Unfalls zu versorgen. Um 10:00 Uhr hatte auch der Wurm genug gesehen und ließ der Sonne seinen Platz, worauf die Hubschrauber mit ihren Löschbehältern ihre Arbeit fortsetzen konnten.
Während die einen noch immer mit den berüchtigten Glutnestern beschäftigt waren, konnten andere mit den aufwändigen Aufräumarbeiten beginnen. Schläuche zurück hinaufziehen, aufrollen, zusammenbinden. Fix- und Stahlseile abbauen und verstauen. Hinunterlaufen, ein Gerät holen und eines vergessen und wieder hinauflaufen, noch einmal hinunterlaufen und noch einmal hinauflaufen. 14:00 Uhr: Die Einsatzleitung spricht sich zusammen und fordert alle bodengebundenen Einsatzkräfte auf, wieder zurück zur Einsatzzentrale zu kommen. Die Bergrettung Innsbruck bildet eine Schlusstreife um niemanden zu vergessen und als die gesamte Mannschaft zurück in der Kaserne ist, wird offiziell „Brand Aus“ verkündet.

Tag 4 – Erneut müssen wir die verdreckte, verrußte und nach Rauch stinkende Einsatzkleidung akzeptieren und weiter geht’s. Drei Tage, hunderte Einsatzkräfte, 6 Helikopter und tausende Liter Wasser hinderten die Glutnester nicht, ein neues Feuer zu entfachen. Es war 13:00 Uhr als wir die Einsatzmeldung zur neuerlichen Brandbeistellung bekamen und wieder zur Kaserne ausrückten. Das Gelände, in dem die Flammen ausbrachen, war zum Glück überschaubar und nicht extrem steil. Unsere Aufgabe war es, im Falle eines Unfalles so schnell wie möglich Hilfe leisten zu können, während die Feuerwehrleute ihre Arbeit wie gewohnt fortsetzten. Die hinterlassenen Wassertanks und Schläuche waren jetzt von großer Hilfe und so konnten Flammen und Glutnester rasch beseitigt werden. Um die Sicherheit auch am Ende des Tages zu gewährleisten, wurde die gesamte Mannschaft mit dem Helikopter ins Tal transportiert um in der Kaserne den Einsatz um 20:00 Uhr beenden zu können. Mit einem Blick zurück verabschiedeten wir uns vom Hechenbergl und hofften, ihn so schnell nicht mehr betreten zu müssen.

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