Traumwetter und Traumhänge

Das Hohe Aderl mit Ausblick auf die Dolomiten.

Manchmal muss man einfach auch “a Masl” haben. “A Masl”, also Glück hatten wir am vergangenen Wochenende definitiv, und zwar bei unser Gemeinschaftstour in der Venedigergruppe. Aber von Anfang an: Am Samstag in aller Frühe fuhren wir über den Felbertauern nach Osttirol. Am Matreier Tauernhaus brachte uns das Venedigertaxi nach Prägraten am Großvenediger. Eine Gruppe stieg über die Johannishütte zum Defreggerhaus auf und eine machte sich auf den Weg über die Eisseehütte zur Weißspitze (3.300 m). Wer bis dahin nicht geglaubt hatte, dass es auf einer Skitour heiß sein kann wie in der Wüste Gobi, der hat das spätestens am Samstag gelernt. So schwitzten wir uns durch die Hitze zum Gipfel, nur den Schnee ließ die Wärme glücklicherweise unbeeindruckt. Übers Wallhorntörl ging es einige Schritte hinab und ein kurzer Gegenaufstieg ließ uns schon erahnen, welche Distanzen die Gletschermassen im Venedigergebiet haben.

Das üblicherweise um diese Jahreszeit noch geschlossene Defreggerhaus war äußerst gut besucht. Ein bisschen war dort alles wie früher, und wir führten die verlorene Flüssigkeit wieder zu, heizten die Zimmer selbst ein und schliefen schließlich wunderbar, während draußen der Sternenhimmel das klare  Firmament überspannte.

Am Sonntag ließen wir manchen Großvenedigeraspiranten den Vortritt und machten uns selbst auf den Weg Richtung Hoher Zaun (3.451 m). Im Herzen des Nationalparks Hohe Tauern waren wir allein unterwegs und zogen unsere Spuren über die weitläufigen Gletscher. Die Schwarze Wand (3.503 m) war das nächste Ziel und ein kurzer steiler Hang führte schließlich schon zum nächsten Gipfel, dem Rainerhorn (3.559 m). Ein Paradies für Gipfelsammler am Weg. Schließlich trafen wir doch wieder auf die Großvenedigeraspiranten von der Hütte und – zugegeben – auf noch den einen oder anderen zusätzlichen Tourengeher von den anderen, ebenfalls gut belegten Hütten. Strahlender Sonnenschein begleitete uns auf den letzten Metern zur weltalten Majestät, dem Großvenediger (3.662 m). Der weiße Schnee bildete einen ebenso majestätischen Kontrast zum blauen Himmel. Wir wurden mit einem grandiosen Panorama belohnt das man sich schöner nicht wünschen kann, und es war sogar möglich einzelne Gipfel der Innsbrucker Nordkette auszumachen. Vom Blick zu Großglockner, Dolomiten und Wildem Kaiser wollen wir jetzt einmal gar nicht reden.

Das Hohe Aderl (3.506 m) schließlich bildete den letzten Gipfel der Venedigerkrone und wir saßen dort einige Minuten in der windstillen Luft und genossen den Tag. Alle Bergretter und Bergretterinnen die dabei waren hatten ihre vorgenommenen Ziele erreicht und waren dementsprechend glücklich. Auf uns warteten nun aber noch 2.400 Höhenmeter Abfahrt. Über teils sanft geneigte, teils rassigere Hänge ging es durch die verschiedenen Höhenstufen der Schneearten hinunter. Unsere Ski zischten durch den Firn bis ins Innergschlöss. Großartige Ausblicke allethalben und glückliche, dankbare und braungebrannte Gesichter, als wir am Matreier Tauernhaus auf dieses schöne Wochenende anstießen.

Was wäre ein schönes Wochenende für die Bergrettung Innsbruck allerdings ohne Einsatz? Wir waren noch nicht lange zu Hause als schon das Telefon schellte. Auf einem Steig unterhalb des Stockerhofs in Mutters wurde ein Kollaps gemeldet. Gemeinsam mit den Kollegen der Polizei und des Roten Kreuzes konnten wir den Einsatz dann relativ rasch erledigen. (gebi)

Am Hohen Aderl.
Von der Schwarzen Wand zum Rainerhorn.
Am Gipfel des Großvenedigers, den Großglockner im Hintergrund.
Abfahrt zur Neuen Prager Hütte.
Gruppenbild mit Schwarzer Wand.