Lawine am Hafelekar

In Innsbruck lag heute der Nebel, aber wer sich hier auskennt wusste schon: ein Stück weiter oben kann das ganz anders aussehen. Heute war die Chance klar, dass es oberhell ist. Und so war es dann auch. Auf der Seegrube strahlender Sonnenschein und nach den morgendlichen Sprengungen mit den folgenden Sperrungen im Skigebiet noch unverspurte Hänge. Vom Lawinenwarndienst waren Gefahrenstufen 2 und 3, je nach Lage gemeldet worden. Samstag vor Weihnachten, wo viele Menschen Zeit haben. Das ist für Innsbruck ein durchaus gefährlicher Mix: groß sind die Versuchungen, in die Hänge einzufahren.

Um 10.57 wurde ein Lawinenabgang auf der Nordkette gemeldet, wobei zumindest ein Verschütteter zu erwarten sei. Gleichzeitig dürfte ein weiterer Lawinenabgang ohne Verschütteten gemeldet worden sein. So kam es anfänglich zu kleinen Unklarheiten über Örtlichkeit und Lage vor Ort. Es stellte sich jedoch heraus, dass die Lawine mit einem Verschütteten etwas östlich der Diretissima lag.

Bei einem Lawinenabgang erfolgt sofort die Alarmierung der gesamten Ortsstelle und entsprechend schnell wurde auch eingerückt. Binnen kurzer Zeit waren zwei Bergrettungsautos voll und bereit für Abfahrt oder Heli-Shuttle. Parallel versuchten die am Innsbrucker Flughafen stationierten Hubschrauber zu starten, konnten jedoch nicht durch die dichte Nebeldecke über Innsbruck stoßen. Ein Innsbrucker Bergretter war zufällig bereits auf der Seegrube und machte sich mit Unterstützung der Nordkettenbahnen auf die Suche nach dem Lawinenabgang.

Die Lawine war ein Schneebrett mit einer Anrisshöhe von etwa 40 Zentimetern auf mehreren hundert Metern Breite. Die mitgerissene Person wurde über etwa 300 Höhenmeter von der Lawine mitgenommen und konnte den Lawinenairbag ziehen. Es kam dadurch nicht zu einer Verschüttung, jedoch zu Verletzungen durch das Mitschleifen in der Lawine. Zu seinem großen Glück blieb er an einer etwas flacheren Stelle liegen.

Beim Eintreffen des Bergretters konnte ein kurzer Bodycheck der Verletzungen durchgeführt werden und ein Landeplatz für den Notarzthubschrauber ausgemacht werden. Der Begleiter des Verunfallten und zwei weitere Ersthelfer waren vor Ort. Dem Hubschrauber Alpin 5 war es in Tux gelungen, über die Wolkendecke vorzustoßen und bis nach Innsbruck zu fliegen. Er konnte von uns per Funk zur richtigen Stelle dirigiert und vor Ort eingewiesen werden. Er nahm den Verletzten auf.

Eine kurz darauf folgende Nachlawine, die von weiteren Skifahrern ausgelöst wurde zeigte, dass es sich um weiterhin gefährdetes Gelände handelte und so machten sich Bergretter und Ersthelfer daran, möglichst schnell aus der Gefahrenzone zu verschwinden und fuhren zur Arzler Alm ab. Um 11.30, eine halbe Stunde nach der Alarmierung konnte der Verletzte so bereits medizinisch versorgt werden. Die Rettungskette hat hervorragend funktioniert, der Verunfallte ist glücklicherweise nicht schwer verletzt. (gebi)