Größte Felsbergungsaktion in der Geschichte des ÖBRD

Laliderereinsatz 1979

In meinem Archiv befindet sich eine Ansichtskarte, die mir Hias Rebitsch am 2.7.1979 angesichts der dramatischen Ereignisse des Wochenendes vom 15. bis 18. Juni 1979, mit folgendem Text geschrieben hat:

„Lieber Spitz,
ich hab das Bedürfnis besonders Dir, aber auch allen anderen Beteiligten, zum Einsatz und zur Leistung, anlässlich der Bergung aus der Laliderer meine Hochachtung auszusprechen. Ich hab den Vorgang ständig mit größter Spannung und Sorge verfolgt. Dies umso mehr, als ich 1932 die 2. Beg. der Schmied/Krebs durchführte, beim ersten Versuch der Erstersteigung der Verschneidung (1945) in einen gleichartigen Wettersturz geriet und unter ziemlich dramatischen Umständen mich gerade noch rechtzeitig zurückziehen konnte. In diesem Jahr nach dem Kriegsende gab es keinen Bergrettungsdienst.
Herzlichst,
Dein Matthias Rebitsch“

Es gibt relativ wenige Persönlichkeiten, die eine derart ungeteilt hohe Meinung von der Bedeutung eines Alpinisten erfahren haben, wie es Hias Rebitsch sogar heute noch entgegengebracht wird. Gerade von diesem Mann, der zu den wichtigsten Erschließern der Lalidererwände zählt, derart einprägsame Zeilen zu erhalten, hat mich veranlasst sie als Bestätigung dafür voranzustellen, dass die folgende Schilderung nicht nur wegen des ungeheuren Umfangs dieses außergewöhnlichen Einsatzes, sondern vor allem für die erbrachten Leistungen der Beteiligten vom Altmeister Rebitsch anerkennend gewürdigt wurden.

Zunächst die Fakten: Die zwei Bayern Hubert Wehrs (23) und Wolfgang Grunenberg (28) waren am Freitag, den 15. Juni 1979 in die Schmid/Krebs-Führe (VI-) der Laliderer Nordwand eingestiegen. Sie waren nur mit dünnen Langlaufhosen, einem dünnen Pullover und einem leichten Anorak (keine Handschuhe) ausgerüstet. Allerdings hatten sie einen Biwaksack und ein zweites (festes) Paar Schuhe dabei. Das Wetter war nicht gut und verschlechterte sich sogar zusätzlich mit ungeahnter Heftigkeit. Gegen Mittag regnete es, als sich die beiden auf einem Pfeilerkopf oberhalb der Krebsrisse (etwa in Wandmitte) befanden. Als der Regen in Schneefall überging, sahen sich die beiden nicht mehr in der Lage weiter zu klettern. Auch ein Rückzug wurde nicht gewagt. Der Hilfeschrei der beiden wurde von einem am Wandfuß gehenden Geistlichen gehört und sofort auf der Falkenhütte gemeldet, von wo man die Gendarmerie in Seefeld von der Notlage verständigte.
Der Gendarmerie-Postenkommandant Heinz Kneisl, selbst engagierter Bergrettungsmann, hat aufgrund der Schilderungen richtig erkannt: Das wird ein Großeinsatz. Er hat die Einsatzleitung übernommen und sofort ein starkes Aufgebot von Bergrettern mit den Vorbereitungen für einen länger dauernden, bei schlechtesten Wetterbedingungen durchzuführenden Lalidererwandeinsatz beauftragt.

Während der Nacht von Freitag auf Samstag stieg die erste Mannschaft (30 Mann der OST Seefeld und Scharnitz + Gend. Einsatzgruppe) vom Roßloch zur Biwakschachtel (die am Samstag früh um 06h erreicht wurde) und zum Gipfel der Lalidererwand (Ankunft 10h) auf. Dabei wurde ein 800m Stahlseil mit Mannschaftstransport hochgezogen. Es herrschte schlechtestes Wetter mit Regen und Schneefall. Schon am beschriebenen Zeitablauf kann man erkennen welche Strapazen hier in Kauf genommen werden mussten.

Als erster wurde Fritz Popella aus Scharnitz ca. 450m in die Wand abgeseilt. Nachdem dieser weder Sicht- noch Rufkontakt mit den Vermissten aufnehmen konnte, wurde er mittels Aufwinde wieder zum Gipfel hochgezogen. Den zweiten Versuch machte Otto Neuhauser aus Scharnitz. Dieser kam ebenfalls in einer Linie durch die Wand herunter, an der sich nicht die geringsten Anzeichen der Vermissten erkennen ließen.

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Am Samstagnachmittag trafen Männer der OST Innsbruck und Leutasch am Gipfel ein. Dieser Mannschaft gelang es das 800m Stahlseil zurück heraufzuziehen und einen neuen Versuch zu starten. Fredl Höpperger aus Innsbruck wurde erneut (nun im dritten Versuch) durch die Wand abgeseilt. Trotz versuchter neuer Routenführung war es auch diesmal nicht möglich, Kontakt mit den Vermissten aufzunehmen. Hauptgrund dafür waren die unvorstellbar widrigen Wetterbedingungen. Es hatte bisher ununterbrochen geschneit, ständig rauschten Lawinen durch die Wand, verhüllten und verschluckten jedes Geräusch und gaben keinen Blick über einen größeren Umkreis frei. Das Schreien mit äußerster Anstrengung, um sich bemerkbar zu machen und eventuell eine Antwort zu erhalten, blieb im Getöse der Lawinen, im Schneevorhang und im Nebel ständig ohne Erwiderung. So wurde Fredl Höpperger ganz zum Wandfuß abgeseilt und man beendete diesen Bergeversuch am späten Samstagabend.
Die bereits total durchnässten und erschöpften Männer der ersten und zweiten Einsatzgruppen von Freitag und Samstag stiegen nun ab, während sich ein wahres Großaufgebot von nachrückenden Einsatzmannschaften bereit machte den Bergungsversuch am Sonntag fort zu setzen.
Am Samstagabend startete die zweite Mannschaft der OST Innsbruck, der auch meine Wenigkeit angehörte, mit frischer Ausrüstung nach Seefeld, wo man mit den rückkehrenden Kameraden zusammentraf und die Lage eingehend diskutierte. Am späten Abend legten wir uns noch für eine kurze Rast auf die Pritsche des Arrestes (!) in der Gendarmerie Seefeld, bis wir endlich um 01h30 mit den Geländefahrzeugen in Richtung Roßloch abfuhren. Um 4h30 begann der Aufstieg im Roßloch. Wir hatten schweres Gepäck und mussten im tiefen Neuschnee alles spuren, von den letzten Kameraden waren keine Spuren mehr zu sehen. Wir hatten bereits Bedenken wegen der Lawinengefahr, die mit steigender Schneehöhe ständig zunahm.

Gegen 10h am Sonntag kamen wir auf der Biwakschachtel an, wo wir uns ein wenig mit warmen Getränken regenerieren konnten. Der weitere Aufstieg zum Lalidererwandgipfel gestaltete sich durch den hüfthohen Neuschnee sehr schwierig und dauerte wieder Stunden.
Der nun folgende Versuch das lange Stahlseil vom Wandfuß wieder aufzuziehen schlug fehl. Alle Bemühungen, das Seil, das sogar einmal mit 100m verlängert werden musste (gesamte Wandhöhe ca. 850m), mit Gewalt frei zu bekommen, waren vergeblich. Weder mittels Aufwinde, noch mit Mannschaftszug bekam man das festgefressene Seil frei. Es musste geopfert werden und blieb in der Wand hängen. Nicht so sehr der materielle Verlust war es, der schmerzte, allein der Gedanke an die unsägliche Mühe, die mit einem neuerlichen Transport eines 800m Stahlseiles vom Roßloch bis zum Lalidererwandgipfel verbunden war, ließ die Kameraden erschauern. Die Konsequenz für eine noch mögliche Rettung der beiden jungen Bayern, nämlich der Bedarf eines überlangen Stahlseiles, war jedoch unerlässlich. Über Funk benachrichtigten wir die nächsten Kameraden, dass sie das zweite 800m Stahlseil mit heraufnehmen müssen.

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In der Zwischenzeit baute ich weiter östlich eine neue Verankerung auf, von der ich mir (dreifach gesichert) nicht nur gute Sicherheit, sondern vor allem einen besseren Standpunkt für die richtige Falllinie erwartete. Man kann sich den Aufwand schlecht vorstellen, der erforderlich wird, wenn man am Gipfelgrat unter mehr als einem Meter Schnee, drei voneinander unabhängige Formationen mit Rissen suchen muss, die sich für eine 100%ige Verankerung eignen. Gegen 17h30 traf das zweite 800m Stahlseil am Gipfel ein und diesmal sollte ich (als Kenner der Route) in die immer grausiger werdende Tiefe hinunterfahren.

Es wäre unehrlich, wenn ich nicht zugäbe, dass mir damals ganz schön mulmig gewesen ist, als ich am 6mm dünnen Stahlseil hängend, anfangs stapfend, teils am Hintern rutschend, rundum Vereisung und Schneehölle, kaum Fels an den Schuhen spürend, in die fast 1000m Tiefe der Lalidererwand hinuntergelassen wurde. Folgenden Eintrag finde ich in meinen Bergrettungsaufzeichnungen: „Endlich komme ich in die senkrechten Abbrüche, große Eiszapfen muss ich abräumen. Ich halte mich östlich, weil die Vorgänger wahrscheinlich zu weit westlich waren. Nach einem heiklen Linksquergang gelingt es mir über eine Kante zu kommen, ich kontrolliere meine Position per Höhenmesser und schreie und rufe so laut ich kann, aber nichts ist zu hören. Es geht weiter – plötzlich sehe ich ganz rechts (westlich) ca. 50m neben mir etwas Rotes.

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Momentan weiß ich nicht, soll ich mich freuen, dass ich die Vermissten entdeckt habe oder muss ich mich ärgern, weil ich so weit von der richtigen Position entfernt bin. Zwischen den Lawinen verständigen wir uns. Ein Versuch zwei Seillängen abzuseilen und dann zu mir herüber zu queren, scheint den beiden aussichtslos. Lieber verbringen sie noch eine Nacht in der Wand, mit der Aussicht, dass am nächsten (am vierten) Tag ein allerletzter Rettungsversuch doch noch gelingen würde.“

Per Funk informierte ich die Kameraden am Gipfel, die mich dann bis zur Randkluft am Wandfuß abseilten. Also auch dieser vierte Bergungsversuch schlug fehl, allerdings hatten wir jetzt eine ganz wesentliche Erkenntnis errungen. Wir kannten nun genau die Position der vermissten Kletterer. Nach drei Stunden im Klettersitz in der tief winterlichen Wand, war ich froh, auf der Falkenhütte mit trockenem Gewand und warmem Essen wahrlich fürstlich behandelt worden zu sein. Ganz anders schaute es natürlich für die Kameraden auf dem Gipfel aus. Diese hatten nun wieder mit dem Problem zu kämpfen: Bekommen wir das lange Stahlseil herauf oder nicht? Leider ist es wieder nicht gelungen das stark eingefräste und teils auch durch Vereisung blockierte Seil frei zu bekommen. Es musste ebenfalls neuerlich geopfert und hängen gelassen werden.

Wieder waren die Einsatzkräfte am Ende ihrer Leistungsfähigkeit und stiegen in der Nacht zur Biwakschachtel ab, wo sie, zwar eng zusammengerückt, aber doch eine geschützte Unterkunft in Anspruch nehmen konnten. Wohl selten hat sich die Notwendigkeit dieser Biwakschachtel derart eindrucksvoll gezeigt.

Noch während der Nacht von Sonntag auf Montag begaben sich die Mitglieder des Ausbildungsteams der österr. Bergführer, die gerade am Stripsenjoch einen Kurs abhielten, ins Karwendel, um an einem neuerlichen Rettungsversuch (dem fünften und höchstwahrscheinlich, dem letzten, weil es nur mehr ein einziges 800m Stahlseil gab) teil zu nehmen. Das letzte, damals zur Verfügung stehende 800m Stahlseil der OST Innsbruck musste wieder mühevoll über den Südanstieg zum Lalidererwandgipfel hinaufgeschleppt werden. An diesem Montag früh herrschte durch den andauernden Schneefall bereits höchste Lawinengefahr, es gab bis zu 2m Neuschnee!

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Gegen 12h am Montag wurde mit der nächsten Rettungsaktion am Gipfel begonnen. Klaus Hoi und Werner Sucher hatten sich ein ausgeklügeltes System zurechtgelegt, mit dem sie in der Lage gewesen wären, mitten in der Wand, vom Stahlseil aus an einem mitgeführten 40m Kletterseil, zu den Verletzten hin zu klettern, wenn sie neuerlich nicht die richtige Falllinie gefunden hätten. Diese Technik brauchte jedoch nicht eingesetzt zu werden, weil ich vom Wandfuß aus per Funk bestens die beiden bei ihrem Abstiegsmanöver dirigieren konnte. Durch die genaue Kenntnis der Lage der Verletzten, konnte ich die Retter genau zum Biwakplatz der Kletterer einweisen. Klaus Hoi und Werner Sucher waren sich im Klaren, dass dieser Versuch der letzte sein würde, ein weiteres 800m Stahlseil stand nicht mehr zur Verfügung. Somit haben die beiden auch beschlossen beide Kletterer auf einmal an das gemeinsame Stahlseil zu hängen und gleich zu viert weiter bis zum Wandfuß abzufahren. Es ist wohl sehr schwer vorstellbar wie sich die beiden gefühlt haben müssen, als sie von den Rettern per Seilrolle angehängt wurden und endlich ihren winzigen Platz auf dem Pfeilerkopf verlassen konnten, auf dem sie während der letzten vier Tage und drei Nächte ständig von Lawinen überschüttet worden waren, und bis zu letzt nicht sicher waren, ob eine Befreiung aus dieser misslichen Lage überhaupt möglich sein würde.

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Nach einer wahrlich luftigen und wohl auch riskanten Abfahrt durch die senkrechte, winterliche Wand schwebten die vier Männer um ca. 15h an diesem Montag, den 18. Juni 1979, knapp über der Randkluft, wo wir sie einzeln übernehmen konnten. Den stark unterkühlten und erschöpften Hubert Wehrs zogen wir direkt, noch am Stahlseil hängend, in den vorbereiteten Akja, wo er von Bergrettungsarzt Dr. Walter Phleps medizinisch erstversorgt wurde.
Vor allem der Kampf gegen den Bergetod, der nach dieser langen Extrembelastung der beiden jungen Kletterer besonders zu befürchten war, musste gewonnen werden. Wolfgang Grunenberg war erstaunlich gut beisammen, hatte aber ebenfalls Erfrierungen erlitten, die später in der Falkenhütte eingehend versorgt wurden.

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Es ist völlig klar, dass eine derart extreme Situation nur dadurch zum bergrettungstechnischen Erfolg gelangen konnte, weil alle Faktoren in optimalen Einklang gebracht wurden: Wie das perfekte, ununterbrochene Engagement der Einsatzleitung über einen Zeitraum von 73 Stunden (!), dann die in ausreichender Zahl immer wieder zur Verfügung stehenden Mannschaften, wie auch die funktionierende Kommunikation unter den einzelnen Arbeitsgruppen und, dass jede hilfreiche Hand ihr absolut Bestes gab, ohne je Zweifel aufkommen zu lassen, die Aktion etwa wegen allzu großer Gefahren aufzugeben.  Über dieser Feststellung steht aber trotzdem noch der alles überstrahlende Wert der Leistung der beiden Retter, die es schließlich im letzten Moment zustande brachten, zwei jungen Menschen das Leben zu erhalten und dadurch jeder Diskussion über die Höhe des Aufwandes dieses Monstereinsatzes von vorne herein den Wind aus den Segeln genommen haben.

Resumee: Besonders erwähnenswert scheinen mir die Superlativa und die Außergewöhnlichkeiten dieses Ereignisses zu sein:
1)    Es war dies der größte Einsatz im Hinblick auf die Mannschaftsstärke, die im Zusammenhang mit einer Bergrettungsaktion (ausgenommen Monate andauernde Suchaktionen) in Österreich je stattgefunden hat. Mehr als 200 Personen waren an diesem Einsatz beteiligt.
2)    Auch der finanzielle Aufwand wird wohl kaum annähernd jemals bei einem Einsatz in der hier erforderlichen Höhe erreicht worden sein (ausgenommen der interkontinentale Rettungseinsatz für Dr. Gert Judmaier am Mt. Kenya). Die berechneten Kosten von ca. einer halben Million Schilling müssen im Vergleich zum damaligen Wert des Geldes gesehen werden.
3)    Die Tatsache des Erfolges der Bemühungen, zwei jungen Menschen effektiv das Leben gerettet zu haben, ist wohl selten allen Beteiligten so drastisch „unter die Haut gegangen“.
4)    Wohl kaum ein Ereignis hat jemals in derartiger Vielfalt Erkenntnisse gebracht und vorausgehende Überlegungen und Vorbereitungen als richtig und besonders wertvoll bestätigt:
a)    Ohne die vorausschauende Vorsorge der alpinen Gesellschaft Gipfelstürmer, für eventuelle Notfälle am Grat der Lalidererwand eine geräumige und zweckmäßige Biwakschachtel zu errichten, wäre die Leistungsfähigkeit der eingesetzten Mannschaften am Gipfelgrat unter den bestehenden extremen Bedingungen wahrscheinlich nicht in ausreichendem Maße möglich gewesen. Bis zu 20 Personen ruhten sich in der für 9 Leute ausgestatteten Unterkunft nicht nur während der Nächte aus, sie holten sich auch durch warmes Essen und Getränk wieder Kraft für die weiter bevorstehenden Aufgaben.
b)    Ohne die vorausschauende Entwicklungsarbeit von Kurt Pittracher, der nicht lockergelassen hat, bis ein ausreichend langes Stahlseil mit 800 Metern Länge für Bergrettungszwecke an hohen Wänden erzeugt werden konnte, wäre die Aktion von damals unter den gegebenen Umständen zum Desaster geworden. Glücklicherweise gab es damals seit kurzem die ersten drei hergestellten 800m Stahlseile. Eines hatte die OST Scharnitz, eines war am Flughafen Innsbruck stationiert und das dritte befand sich in der OST Innsbruck. Der auf allen Beteiligten lastende Druck der Tatsache, dass es nach dem dritten 8oom Stahlseil praktisch keine reelle Chance mehr für eine Lebendbergung geben konnte, ist ebenfalls als außergewöhnliches Unikat in der Bergrettungsgeschichte zu sehen.

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5)    Die Überlegungen der Ausbildungsmannschaft der österr. Bergführer mit Klaus Hoi und Horst Fankhauser haben zu bislang noch nie eingesetzten Bergetechniken geführt.
a)    Es wurde erstmals mit zwei Rettern an einem Stahlseil abgefahren, die zusätzlich mit je 40m Kletterseil mit Seilrolle ausgerüstet, in der Lage gewesen wären, mitten in der Wand, am Stahlseil gesichert, zu den Verletzten hin zu klettern, wenn sie wieder nicht in der Falllinie auf sie gestoßen wären.
b)    Erstmals haben sich die beiden Retter Klaus Hoi und Werner Sucher dazu entschlossen, sofort beide Verletzte anzuhängen und zu viert (!) am 6mm Stahlseil den Rest der ca. 850m hohen Wand abzufahren.
6)    Die durch das Schlechtwetter bedingte Unmöglichkeit des Transportes des überschweren Stahlseiles per Hubschrauber, erforderte eine völlig neuartige, unerprobte Beförderung des Seiles mittels einer ganzen Mannschaft. Viele Bergretter mussten zusammenhängend, gleichzeitig gehend, mehrere Windungen Stahlseil in einer Hand tragend, sich durch den meterhohen Schnee vom Roßloch bis zum Lalidererwandgipfel hinauf kämpfen. Dabei durfte das Seil weder beschädigt, noch verkrangelt werden und das während einer Aufstiegszeit von ca. vier Stunden plus der zusätzlichen Last der eigenen Ausrüstung! Insgesamt drei Mal stieg eine derartige Mannschaft auf den Gipfel. Dass dies jedes Mal frische Leute sein mussten, versteht sich von selbst.
7)    Eine Zusammenarbeit von derart vielen Organisationen ohne jegliche Schwierigkeiten hat es bislang im Bergrettungswesen noch nie gegeben. Folgende Organisationen waren beteiligt: BR OST Scharnitz, Seefeld, Leutasch, Innsbruck, Axams, Fulpmes, Neustift, Hall, Wattens, Schwaz, Maurach, Telfs, Imst und Elbigenalp, weiters kam auch Unterstützung von der alpinen Einsatzgruppe der Gendarmerie, der Feuerwehr und dem Roten Kreuz und schließlich des Ausbildungsteams der österr. Bergführer, die eigens vom Stripsenjoch angereist waren. Die einzelnen OST beteiligten sich mit Mannschaften in der Größe von 5 bis zu 40 Mann (OST Ibk.)