Übernervös

Manchmal sind wir BergretterInnen übernervös, das sei auch einmal zugegeben. Wir erhalten Informationen von der Leitstelle Tirol über den anstehenden Einsatz und versuchen dann eine erste Abschätzung, wie viele Einsatzkräfte wir brauchen und ob auch Unterstützung notwendig ist. Insbesondere geht es dabei um die Frage, ob ein Notarzt vor Ort notwendig ist. Die Informationen der Leitstelle sind natürlich auch schon einmal Informationen aus zweiter Hand, obwohl sie dort natürlich von Profis eingeschätzt werden. Üblicherweise telefonieren wir nach einer Einsatzmeldung deshalb zuerst einmal mit dem Melder / der Melderin des Unfalls um uns auch selbst noch einmal ein Bild zu machen. Dabei geht es vor allem um die Örtlichkeit des Unfalls, wir versuchen aber auch selbst ein besseres Gefühl dafür zu bekommen welche Einsatzkräfte wirklich notwendig sind.

So war es auch gestern. Nach der Beschreibung durch Leitstelle und Melder wurden wir etwas nervös. Eine ähnliche Beschreibung einer Situation gab es nämlich schon vor einigen Wochen und diese Situation führte von einer Sekunde zur anderen zu einer dramatischen medizinischen Lage inklusive Bewusstlosigkeit und der Notwendigkeit zur Intubation. Wir entschieden uns deshalb gestern dafür, dass möglichst schnell auch ein Notarzt zur Patientin gebracht werden muss. Bei einem Einsatz am Nachmittag ist es für uns in der Bergrettung nicht ganz einfach, eigene Ärzte bereitzustellen, deshalb haben wir gestern das NEF Innsbruck dazugefordert und uns dazu entschieden, den Notarzt zu einem Unfall am Arzler Alm Trail zu bringen – eine nicht ganz alltägliche Situation für das NEF-Team, das von diesen jedoch wunderbar gemeistert wurde.

Vor Ort stellte sich dann glücklicherweise heraus, dass die Lage nicht so dramatisch war wie wir sie vermutet hatten. Die Patientin konnte nach einem kurzen Check bei einbrechender Dämmerung in der Gebirgstrage abtransportiert werden und am Schillerweg an den RTW übergeben werden. Im Nachhinein gesehen: wir waren wohl etwas übernervös und haben mehr Einsatzkräfte angefordert als notwendig gewesen wären. Aus der Meldungslage heraus würden wir trotzdem sagen: richtig entschieden und für die Patientin jedenfalls kein Nachteil. Ein Danke an alle beteiligten Einsatzkräfte! (gebi)