Im Schnee stecken geblieben

In den vergangenen Tagen erreichte der erste große Schneefall des Jahres die Innsbrucker Nordkette. Auf der Seegrube hat es binnen kurzer Zeit große Mengen an Neuschnee gemacht, wie es bei Nordweststaulagen häufig ist. Im Tal kann man sich das häufig kaum vorstellen, und auch einige Kilometer in jede Richtung gibt es geringere Schneemengen – auf der Seegrube jedoch Schneemassen. Binnen kurzer Zeit ist so ein guter Meter Neuschnee zusammengekommen.

Bei dichter Bewölkung starteten gestern früh zwei Gäste aus Israel eine Wanderung auf der Hungerburg. Sie folgten der Beschilderung und ließen sich auch vom dichter werdenden Schneetreiben und dem höher werdenden Schnee nicht abhalten. Sie versuchten, auf den Almen einzukehren, mussten jedoch feststellen dass diese bereits Winterruhe haben. Deshalb fassten sie den Plan, weiter zur Station Seegrube zu wandern um dort die Gondel ins Tal zu nehmen. Auf Höhe der Dreierstütze war jedoch kein Fortkommen mehr. Durchnässt und verschwitzt entschieden sie sich am frühen Nachmittag, in die Talstation des Dreierstützenliftes einzubrechen und dort einen Notruf abzusetzen, bei dem sie neben Erschöpfung auch Übelkeit und Erbrechen meldeten.

Das Skigebiet auf der Seegrube war gestern noch nicht geöffnet und wir wussten um die großen Schneemengen. Auch für uns Bergretter war die Entscheidung deshalb nicht ganz einfach, wie wir eine Bergung angehen sollten. Gestern herrschte definitiv kein Flugwetter auf der Nordkette, wir mussten also eine terrestrische Bergung versuchen. Wir entschieden uns dafür, mit zwei Teams gleichzeitig zu versuchen zu den stecken gebliebenen Personen vorzudringen. Ein Trupp legte am Einsatzfahrzeug vier Ketten auf und versuchte, von unten Richtung Dreierstütze zu kommen. Ein Team fuhr mit der Gondel zur Seegrube und zog dort Ski an. Die Lawinengefahr und die äußerst eingeschränkte Sicht machte selbst diese an sich leichte Übung zu einer kleinen Herausforderung.

Im tiefen unverspurten Schnee gelangten wir so zur den stecken gebliebenen Personen. Sie waren unterkühlt und durchnässt aber ansonsten wohlauf. Wir konnten sie mit Wärmemanagment versorgen. In Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern der Nordkettenbahn war es trotz der Schneemengen möglich, den Dreierstützenlift in Gang zu setzen. Dies stellte auch für die Nordkettenbahn selbst eine technische Herausforderung dar. Für uns bot sich so die Möglichkeit zu einer schonenden Bergung der beiden Personen nach oben zur Seegrube. Gut war jedenfalls, dass sie noch bei ausreichend Tageslicht einen Notruf aus ihrer misslichen Lage abgesetzt hatten. Ohne Ski- oder Schneeschuhausrüstung ist derzeit auf der Seegrube nicht an ein Vorwärts- oder Zurückkommen zu denken. Außerdem bitten wir um Beachtung der Lawinengefahr – wie gestern herrscht auch heute auf der Nordkette oberhalb der Waldgrenze Lawinenwarnstufe 4! Mehr Infos zur Lawinenwarnstufe und zu den Schneefällen findet sich auf der neuen Euregio-Lawinenseite: www.lawine.report (gebi)