Eine realistische Übung

Eine Übung ist eine Übung. Und deshalb wird sie natürlich nie so sein können wie ein realer Einsatz. In Übungen versucht man deshalb meistens bestimmte Techniken oder Abläufe die für Einsätze notwendig sind besonders herauszugreifen. Um einen Einsatzablauf selbst wiederum zu trainieren macht es hingegen Sinn, Übungen möglichst nahe an der Einsatzrealität zu gestalten. Und wenn die Kombination der beiden Dinge möglich ist, dann ist eine  Übung meistens besonders gelungen.

Am Samstag durften wir uns über so eine gelungene Übung auf der Seegrube freuen. Gemeinsam mit dem Lawinenzug der freiwilligen Feuerwehr Innsbruck trafen wir uns nach nächtlichem Schneefall auf der Hungerburg. Nach einer gemeinsamen Auffahrt auf die Seegrube durften wir uns zuerst über einen Vortrag über medizinische und einsatztaktische Umstände bei einem Lawinenunfall freuen. Besonders die Bedeutung einer vorhandenen Atemhöhle machten wir uns dabei wieder einmal bewusst. Wir dürfen uns für derartige Vorträge in der glücklichen Lage schätzen, die medizinische Fachkompetenz in der eigenen Ortsstelle zu haben – auch dieses Mal waren zwei Bergretter dabei, die auch selbst Ärzte an der Innsbrucker Klinik sind.

Nach dem Vortrag ging’s dann bei erneutem Schneetreiben und somit realistischem Einsatzwetter für die Bergrettung in die Einsatzübung selbst. Die Meldung lautete: mehrere Verschüttete am Tobel, kein Hubschrauber und keine Hunde verfügbar. In so einer Situation gilt es erst einmal den korrekten Einsatzort herauszufinden um die Mannschaft nicht in die Irre zu schicken. Vor Ort zeigte sich dann ein Szenario dass wir BergretterInnen von oben zur “Lawine” kamen. Ein Teilverschütteter rief um Hilfe und die LVS-Geräte zeigten mehrere Verschüttete an. Auf einer Lawine herrscht in einer ersten Phase fast immer Chaos bis einmal alles organisiert ist. Dennoch konnten Suchen mit Aug und Ohr sowie LVS-Suchen schnell durchgeführt werden. Einige BergretterInnen waren währenddessen schon mit der Versorgung des ersten “Patienten” beschäftigt. Es zeigt sich wieder einmal, dass nur mit einem Lawinenverschüttetensuchgerät (LVS) eine Ortung in angemessener Zeit wirklich möglich ist. Alle LVS, die am Vortag in realistischen Verschüttungstiefen vergraben worden waren wurden in relativ kurzer Zeit geortet. Sondieren und Ausgraben nahm dann natürlich ein bisschen Zeit in Anspruch. Heuer waren endlich auch einmal realistische Verschüttungstiefen in der Vorbereitung möglich und dementsprechende Zeit verging auch beim Ausgraben. Ein “Verschütteter” war aber noch abgängig und verfügte über kein LVS. Diesen mit Sondierketten zu finden ist eine besondere Herausforderung. Der Lawinenzug der Feuerwehr Innsbruck musste mit Sonden von 4 Metern Länge sondieren und angesichts der aktuellen Schneemengen auf der Seegrube konnte der Boden damit nicht immer erreicht werden. Immer wieder kamen am Tobel auch unbeteiligte SkifahrerInnen vorbei und boten ihre Hilfe an. Damit ist auch bei tatsächlichen Lawinenereignissen zu rechnen und eine entsprechende Einschulung und Koordination nötig.

Nachdem alle “Opfer” aufgefunden waren war es damit aber noch nicht getan. Bei schlechtem Wetter kommt vom Tobel eigentlich nur ein Abtransport nach unten in Frage. Mit zwei Akjas machten wir uns deshalb auf den Weg. In einem davon lag Hermann Zieglauer, der selbst über viele Jahre auf der Seegrube Pistendienst gemacht hatte und weiß, was es bedeutet einein Akja bis zur Hungerburg zu bringen. In einem Akja transportierten wir eine Simulationspuppe, an der wir einen Abtransport unter Reanimationsbedingungen mit intermittierender CPR übten. Als besondere Herausforderung zeigte sich, dass die alte 3er-Piste derzeit von umgestürzten Bäumen verlegt ist. Mit Hilfe der Feuerwehr konnte eine Schneise für die Akjas freigeschnitten werden, von der nun auch TourengeherInnen profitieren können.

Wir führten den Abtransport bis zur Hungerburg durch, wo wir den Ablauf der Einsatzübung bei einem Schnitzel nachbesprechen konnten. Wir gewinnen bei jeder Übung neue Erfahrungen in Einsatzleitung und Mannschaft. Ein Danke an alle Beteiligten, die Übung war realistisch, lehrreich und auch spaßig! (gebi)