Modernste Gebirgstrage für Bergrettung am Mt. Kenya

Der langgehegte Wunsch der afrikanischen Rettungstruppe wurde durch die Initiative der Bergrettung Innsbruck erfüllt.

Im September 2015, anlässlich der Dreharbeiten zur TV-Dokumentation „Still alive“, wurde dem Chef der Nationalparkranger am Mt. Kenya für das freundliche Entgegenkommen bei den Genehmigungen am Berg zugesagt, zur Verbesserung der Transportbedingungen für Verletzte einen Beitrag zu leisten. Als Idealfall war an die Spende einer neuartigen Gebirgstrage gedacht, die von der Bergrettung Tirol in Kooperation mit der Fa. Ferno/Bologna entwickelt wurde. Dabei handelt es sich um ein völlig neuartiges Konzept für den Verletztentransport im alpinen Gelände. Durch die Verwendung von Titan wird vor allem gewichtmäßig ein wesentlicher Vorteil gegenüber der herkömmlichen Stahlkonstruktion erreicht, was besonders beim Tragen sofort spürbar ist. Auch eine optimale Lagerung des Patienten bei verschiedensten Verletzungsmustern ist mit dieser Neukonstruktion möglich. Die Fa. Ferno vertreibt dieses Produkt weltweit, durch die Initiative der BR Innsbruck, gibt es nun ein weiteres Land in dem dieses Gerät in Verwendung ist.

Schon 1970, als die Bergrettung Tirol von Innsbruck aus die Rettung von Dr. Gert Judmair aus der Gipfelregion des Mt. Kenya (5200m) bewerkstelligen konnte, gab es in der Folge dieser einmaligen transkontinentalen Rettungsaktion, später großartige Unterstützungen für den Aufbau einer Rettungsmannschaft im Mt. Kenya Nationalpark. Mehrwöchige Ausbildungskurse, geleitet vom Ausbildungsleiter der Ortsstelle Innsbruck, Kurt Pittracher, verbunden mit Materialspenden, wurden damals als Entwicklungshilfe von Österreich für Kenya arrangiert.

Reinhold Messner hatte die Story rund um den Unfall von Dr. Gret Judmair und den allseits ungewöhnlich hohen Rettungsaufwand derart fasziniert, dass er sich entschloss eine Fernseh-Dokumentation für Servus TV zu drehen. Bei den Außenaufnahmen zu diesem Film, die direkt am Mt. Kenya gedreht wurden, kam es zu dem besagten Versprechen. Ed Engels, der Chef der Produktionsfirma Riva-Film, München, legte den Grundstein für die aufwändige Spende. Für die Organisation zur Anschaffung, zur Übermittlung und zur Demonstration des Gerätes wurde die Ortsstelle Innsbruck der Bergrettung Tirol beauftragt.

Die relativ hohen Kosten dieses Spezialgerätes hätten die Verwirklichung dieser Spende nach Afrika beinahe unmöglich gemacht. Dank der Unterstützung von Bernd Noggler von der Leitstelle Tirol, ist es den Organisatoren der Bergrettung Innsbruck mit viel Engagement doch noch gelungen, die Anschaffung zu finanzieren. Ohne die großzügige Beihilfe durch das Land Tirol, Abteilung Außenbeziehungen, wäre jedoch die, einige tausend Euro teure Anschaffung, nicht realisierbar gewesen. Dadurch konnte eine für den Gebrauch am Mt. Kenya bestens einsetzbare Version der Bergrettungs-Ferno-Einradtrage mit Zubehör bestellt und angefertigt werden.

An sich wäre es einfach gewesen, das 20kg schwere Paket nach Nanyuki zu senden, damit wäre das Versprechen eingelöst, nur, eine Erklärung über den Zusammenbau, die sinnvolle Anwendung, die Lagerungsarten der Verletzten und das übrige Handling hätte vollkommen gefehlt. So warteten die Organisatoren dieser Benefizaktion in der BR Innsbruck auf einen günstigen Moment, wenn ein aktiver Bergretter sich nach Kenya begeben sollte, um dann die Gebirgstrage direkt vor Ort bei den Nationalpark-Rangern, die den Rettungsdienst dort versehen, persönlich übergeben und auch vorführen zu können.

Ende April 2018 war der Moment gekommen: Drei junge Ärzte der Innsbrucker Univ.-Klinik brachen zu einer abenteuerlichen Reise nach Südafrika auf. Mit ihren Motorrädern fahren sie 15.000km von Innsbruck aus durch ganz Afrika bis Kapstadt. Neben dem zu erwartenden außergewöhnlichen Erlebnis, wollen die drei auch einen Beitrag zur Unterstützung der ärmsten Gesellschaftsmitglieder in Afrika leisten. In Zusammenarbeit mit SOS Kinderdorf werden Spenden gesammelt, die bedürftigen Kindern in Afrika zugutekommen werden. Dieses Unternehmen ist geradezu prädestiniert dazu, die Übergabe der Einradtrage am Mt. Kenya durchzuführen. Vor allem deshalb, weil einer der drei Motorradenthusiasten, Dr. Matthias Haselbacher, Bergrettungsarzt ist und sich schon seit Jahren speziell um die medizinische Ausbildung der Bergrettung in Tirol verdient gemacht hat.

Quelle: Matthias Haselbacher

Auf  www.ridingforhome.com kann man den Reiseverlauf der Abenteurer mitverfolgen. So auch die Kameraden der Bergrettung Innsbruck, die inzwischen die Trage per Flugfracht nach Nairobi und weiter nach Nanyuki transportieren ließen. Tatsächlich klappte das Eintreffen der „Biker-Docs“ am Äquator (in Nanyuki) pünktlich und auch die Trage war bereits zur Stelle. Zufällig war gerade an diesem Tag ein Erste-Hilfe-Kurs der Nationalpark-Ranger angesetzt, bei dem unsere Ärzte aktiv mitwirkten und auch die neue Einrad-Gebirgstrage detailliert erklären und demonstrieren konnten.

Quelle: Matthias Haselbacher

Die Übergabe des Gemeinschaftsgeschenkes der RIVA-Film, des Landes Tirol und der Bergrettung Tirol an den Area Assistant Director des Kenya Wildlife Service, Mr. Ngugi durch BR-Arzt Dr. M. Haselbacher war ein Highlite, sowohl für die Aktionisten von „Riding for home“, wie auch für die Rettungsstation der Ranger am Mt. Kenya. Mr. Ngugi war bereits auf Einladung des Österreichischen Bergrettungsdienstes in Österreich. Besonders gut hatte ihm das Lesachtal gefallen, erzählte er bei der offiziellen Übergabe. Mr. Ngugi, seine Position entspricht bei uns in etwa der eines Brigadegenerals, ist begeistert. Er hat als junger Offiziersanwärter hier am Naromoru Gate begonnen und war da auch selber Bergretter. Ein zukünftiger Ort für die Trage wurde gefunden: Shiptons Hut. „Ich bin sehr froh zu wissen, dass unsere Trage bei Praktikern angekommen ist, dass sie sinnvoll eingesetzt werden wird und dass sie auch wirklich gebraucht wird.“ Soweit die Nachricht von Dr. Haselbacher, der eine Stunde lang mit den Einheimischen die Bergemethodik mit der neuen Trage demonstrierte.

Für die Organisatoren der Bergrettung Innsbruck konnte damit ein, über mehrere Jahre gereiftes Förderungsprojekt, finalisiert werden. Dank gebührt auch Reinhold Messner, der die Finanzierung der Transportspesen übernommen hat. (Spitz)

Weitere Informationen:
Eine Gebirgstrage für den Mount Kenya
Die offizielle Übergabe
Ferno Korbtrage