Ein unerwartet schwieriger Einsatz

Nicht immer ist es ganz einfach, vor einem Einsatz bereits abzuschätzen wie aufwändig er sein wird. Heute traf die Bergrettung Innsbruck so ein Einsatz. Die Meldung um 7 Uhr in der Früh war zwar etwas ungewöhnlich, aber verhieß noch nichts Aufregendes. Eine verstiegene Person im  Bereich Kranebitter Klamm, die Person war um 3 Uhr nachts gestartet. Hubschrauberflug aufgrund der Nebelbildung nicht möglich. Die telefonische Abklärung ließ dann erste Zweifel an der ursprünglichen Ortsangabe aufkommen. Schnell gelangten wir zur Überzeugung, dass der Verstiegene weiter oben im Bereich des Hechenbergs sein musste. Eine GPS-Ortung war nicht möglich, weil der Verstiegene über kein Smartphone verfügte. Mit 7 BergretterInnen rückten wir aus.

Wir stiegen den Schleifwandsteig auf und begannen im Bereich der Abzweigung zum Hechenbergl mit der intensiveren Suche. Bald konnten wir Rufkontakt mit dem Verstiegenen herstellen, der sich in einer äußerst misslichen Lage im Steilgelände befand. Er war nach oben gestiegen, bis im brüchigen Fels- und Schrofengelände an ein Weiterkommen nicht mehr zu denken war. Auch ein Rückweg wäre sehr schwierig gewesen. Es handelte sich um absolutes Absturzgelände, bei dem mit schwerwiegenden Verletzungen zu rechnen gewesen wäre.

Wir stiegen auf und sicherten den Verstiegenen im steilen Gelände, wobei der Einsatz von Schlaghaken notwendig war. Er war bereits so weit aufgestiegen, dass keine Bäume mehr als Sicherungspunkte verwendet werden konnten. Eineinhalb Stunden nach dem Notruf konnten wir damit beginnen, den Verstiegenen abzuseilen und so aus dem gefährdeten Gelände zu bringen. Dabei war neben der Absturzgefahr insbesondere auch auf ständigen Steinschlag zu achten. Anschließend seilten wir uns selbst bis auf den Steig ab – es ist durchaus beachtlich, dass bereits wenige Meter neben dem Schleifwandsteig mit Gelände zu rechnen ist, das einen normalen Auf- und Abstieg nicht mehr möglich macht. Ein kleines Frühstück am Eingang zur Kranebitter Klamm beendete unseren Einsatz.

Zwei Stunden später folgte bereits die nächste Alarmierung. Dieses Mal jedoch glücklicherweise nur ein kleiner Einsatz oberhalb der Arzler Alm: Ein E-Biker war beim Auffahren gestürzt und hatte sich an der Hüfte verletzt. Diesen Einsatz konnten wir rasch mit zwei Bergrettern abwickeln und den Patienten dem Rettungsdienst übergeben. (gebi)